Façade 2022
Reconsidering our freedom
Betrachte ein afrikanisches Boot, das untergetaucht wird im Prins Hendrikdok und kurze Zeit später wieder über Wasser hängt, wie eine sprühende Fontaine. Oder stehe beim Langen Jan Auge in Auge mit einer großen menschlichen Figur auf Federn. Ist es eine Sie oder ein Er? Darf man sie/ihn anfassen? Ist es ein Box Ball?
Zwei zufällig ausgewählte Beispiele von Bildern und Werken, die im Rahmen der dritten Ausgabe der heutigen Kunstausstellung Facade in Middelburg ausgestellt sind. Sie können sie mit Bewunderung betrachten. Bewunderung, vielleicht. Sie können hier Ihre Alltagssorgen mal eben vergessen. Die Bilder spiegeln Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft wieder. Möglich kommen Sie zur Besinnung, wenn Sie sich die Zeit nehmen, Ihrem Geist freien Lauf zu lassen.
Indem wir “Freiheit von Angst” als Ausgangspunkt nehmen, kommen wir zu der zentralen Frage von Facade 2022, nämlich reconsidering our freedom. Eine Erkundung der eigenen Position im Verhältnis zu einander und zu Middelburg. Die Werke von Facade 2022 sind so positioniert, dass der Besucher während seiner Tour jedes Mal wieder angehalten wird, über Freiheit von Angst im Zusammenhang mit der Stadt, vor allem auch ihren Einwohnern, Passanten und sich selbst nachzudenken. Die erste Facade fand 2012 statt und stand im Zeichen von Middelburg und der Architektur einer Monumentenstadt, deren Herz 1940 größtenteils zerstört wurde. Die Idee, eine vorübergehende Manifestation zu machen basiert auf dem, was Organisationen sowie Forum und Nieuwe Muziek in den 70iger und 80iger Jahren vom vergangenen Jahrhundert an Aktivitäten präsentierten. Auch in dieser Zeit nahm Kunst regelmäßig die Stadt in Besitz. 2017 zeigte die 2. Ausgabe von Facade, dass bildende Kunst in öffentlichen Räumen von Middelburg herzlich willkommen ist. Kathrin Ginsberg: „Wir merkten es an den Reaktionen. Middelburger erzählten, dass sie durch die Ausstellung von Bildern und Kunstwerken ihre Umgebung anders betrachteten. Und die Manifestation zog Interessierte außerhalb von Middelburg und Zeeland an. Auch die Touristen schätzten die frei zugängliche Route von Facade durch Middelburg sehr. Bei dieser nun dritten Ausgabe wissen die Leute was sie erwarten können.
Hollywoodbuchstaben entlang des Kanals durch Walcheren, eine musikalische Lichtinstallation bei der Stationsbrücke, organisch gewachsene Säulen auf dem Helmplein, die so vom Ozeanboden gepflückt zu sein scheinen: Jeder Künstler hat sich für diese Ausgabe wieder eine eigene Stelle in der Stadt ausgesucht. In dem Teich des neu angelegten Molenwaterparks wird die Zeeländische Göttin Nehalennia gewürdigt und in dem zum ersten Mal seit dem 2. Weltkrieg wieder geöffneten Bunker ist Unterschlupf wieder möglich. Die in quadratische Fliesen gemeißelten Sätze in dem Fahrradtunnel unter den Bahnschienen haben ebenfalls einen Zeeländischen Hintergrund.
Pleun Meijer: “Bei sechzehn Künstlern bekommt man es mit sechzehn verschiedenen Menschen zu tun und mit genauso vielen verschiedenen Visionen und Arbeitsweisen. Das ist bereichernd. Manchmal trifft man Künstler, die einen ganz anderen Hintergrund haben und das führt immer zu inspirierenden Gesprächen. Mit Bemerkungen wie: Deine Freiheit ist nicht meine Freiheit. Das führt zu der Frage, wann Deine eigene Freiheit die Unterdrückung des Anderen bedeutet. Alle Künstler waren motiviert sich mit dieser Art Fragen auseinander zu setzen. Wir als Kuratoren fanden, dass es sehr inspirierend sein kann, einmal die Sichtweise zu ändern. Das macht Facade zu einer herausfordernden Suche.
Ein roboterähnliches Werk auf dem Vismarkt, das seine Umgebung scant, zum Himmel reichende Hände an der Wand oder auf dem Boot, ein gemachtes Bett auf der Balans, lebende Organismen zwischen den Mauern von Kuiperspoort, eine Kuppel auf dem Noordbolwerk, die dazu einlädt, die Freiheit zu feiern. Ein fragmentierter, gebogener Spiegel im Klostergang der Abdij. Mit welcher Sichtweise der einzelne Besucher die Werke auf betrachtet, jeder wird sich bewusst werden von der Verletzlichkeit der Freiheit und der Vorstellungskraft.
Kathrin Ginsberg: “Die Wahl, die wir getroffen haben basiert auf den Beweggründen der Künstler. Die Intensität mit der diese Künstler ob renommiert oder beginnend in öffentlichen Räumen ihre Ideen zu verwirklichen wissen, macht von Facade 2022 ein Abenteuer das wir miteinander erleben. Eine Entdeckungsreise zu unseren Freiheiten, frei von Angst“.
Kathrin Ginsberg, directeur CBK Zeeland en Pleun Meijer, coördinator Beeldende Kunst & Vormgeving CBK Zeeland